Zum unabhängigen Esser werden
Jetzt, wo Ihr 10–12 Monate altes Kind allmählich immer besser alleine essen kann, bieten Sie ihm weiterhin eine breite, abwechslungreiche Palette von Lebensmitteln unterschiedlicher Konsistenz an, damit es gesunde Ernährungsgewohnheiten annimmt.
In diesem Alter kann Ihr Baby wahrscheinlich kleine Stücke greifen und aufheben, eine Phase des Mit-den-Händen-Essens, die ebenso amüsant wie chaotisch ist. Sie spielt eine wichtige Rolle für die Entwicklung seiner motorischer Fähigkeiten, seines Selbstvertrauens und seiner Unabhängigkeit. Für uns Erwachsene mag es einfach erscheinen, Essen in die Hand zu nehmen und zum Mund zu führen, aber Ihr Kind muss dazu erst viele Schritte lernen und üben. Vielleicht bemerken Sie gerade, dass es jetzt dieses Stufen erreicht:
Jetzt ... sammelt Ihr Baby kleine Essensstücke auf.
Weil ... seine Greiffähigkeit und Fingerkontrolle sicherer wird.
Helfen Sie Ihm, indem ... Sie ihm weiche Lebensmittel geben, deren Grösse und Textur sich zum Üben von Aufheben eignen.
Jetzt ... führt Ihr Baby Essen zum Mund.
Weil ... seine Hand-Augen-Koordination nun gut genug ist, um mit der Hand den Mund zu treffen.
Helfen Sie Ihm, indem ... Sie ihm zeigen, wie man Nahrung in den Mund befördert. Spielen Sie eine Vorbildrolle: Nehmen Sie ein Stückchen Essen von Ihrem Teller, stecken Sie es sich in den Mund und ermuntern Sie Ihr Kleines, es Ihnen nachzutun.
Jetzt ... ist Ihr Baby in der Lage, das in den Mund gesteckte Essen dort loszulassen.
Weil ... es besser versteht, wie Selber-Essen funktioniert.
Helfen Sie Ihm, indem ... Sie ihm immer nur kleine Mengen Finger-Food auf einmal geben. Warten Sie, bis es gekaut und heruntergeschluckt hat, bevor Sie ihm das nächste Stück anbieten.
Jetzt ... ist es in der Lage, nur Stücke in der richtigen Grösse in den Mund zu stecken.
Weil ... es lernt, was in seinen Mund hineinpasst.
Helfen Sie Ihm, indem ... Sie ihm mundgerechte Happen von weich gekochtem Gemüse, wie Rüebli, oder weiches Obst, wie reife Bananenstücke, anbieten. Wählen Sie eine entwicklungsgerechte Konsistenz und Lebensmittel, die sich leicht aufnehmen lassen, wie gut gegarte Nudeln. Vermeiden Sie weiterhin grosse Essensbrocken und Seien Sie umsichtig, ob sich Ihr Kind an etwas verschlucken könnte, z. B. an ganzen Weintrauben, harten, rohen Gemüsestücken, Kirschtomaten, Apfelgripschen oder -scheiben, Hot Dogs, Würstchen, Popcorn, stückiger Erdnussbutter, ganzen Nüssen, Rosinen oder Kandiszucker.
Tipps für erfolgreiches Essen
Die neuen Texturen, Geschmacks- und Geruchsnoten sprechen jetzt alle Sinne Ihres Babys an. Je älter es wird, desto deutlicher wird es Ihnen zu verstehen geben, was es möchte. Lassen Sie es entscheiden, wie viel es isst, während Sie entscheiden, welche gesunden Lebensmittel Sie ihm anbieten. Folgende Tipps sorgen dafür, dass Ihre Mahlzeiten angenehm und entspannt über die Bühne gehen.
- Setzen Sie sich zu Ihrem Baby an den Tisch und machen Sie seine Essenszeiten zu Familienmahlzeiten. Kinder sollten nie unbeaufsichtigt oder im Stehen essen.
- Da Ihr Kleines noch dabei ist, den Umgang mit verschiedenen Lebensmitteltexturen zu lernen, schneiden Sie sein Essen in kleine, weiche Stücke.
- 10 - 12-monatige Kinder haben immer noch kleine Bäuchlein, daher servieren Sie am besten drei Haupt- und zwei Zwischenmahlzeiten pro Tag.
- Ihr Baby kann schon früh damit beginnen, seine Fähigkeiten zum Trinken aus dem Becher und dem Umgang mit einem Löffel zu trainieren. Jetzt sind sie vielleicht so weit entwickelt, dass es in der Lage ist, mit ein wenig Hilfe selbst zu löffeln.
- Bieten Sie Ihrem Baby weiterhin eine abwechslungsreiche Kost an. Täglich eine Banane zu essen mag gut sein, aber eine Vielzahl von Früchten wie Pfirsiche, Pflaumen, Kirschen und Himbeeren über die Woche verteilt bereitet mehr Vergnügen! Wenn Ihr Kleines eine bestimmte Obst- oder Gemüsesorte nicht so zu mögen scheint, versuchen Sie es ein andermal erneut damit. Manches muss es bis zu achtmal probieren, bevor es akzeptiert wird. Und geben Sie ihm neue Lebensmittel immer nach und nach getrennt voneinander, damit sich eventuelle Unverträglichkeiten zuordnen lassen.
Die Frage des Geburtstagskuchens
Der erste Geburtstag Ihres Babys rückt immer näher, ein Ereignis, auf das sich die ganze Familie mit Sicherheit freut. Was für ein Meilenstein, Sie sind seit einem Jahr Eltern – wie schnell doch die Zeit vergeht! Vielleicht planen Sie, einen Kaffeeklatsch für es zu organisieren, oder Sie sind mit ihm zum Geburtstag oder anderen Familienfeiern eingeladen. Jedenfalls ist jetzt ein guter Zeitpunkt, darüber nachzudenken, wie Sie sich gegenüber Kuchen oder sonstigen Süssigkeiten, die bei solchen Anlässen serviert werden, verhalten wollen.
Speisen für besondere Anlässen
Untersuchungen bei grösseren Kindern belegen: Je strenger die Eltern über die Essensauswahl wachen (indem sie z. B. bestimmte Dinge vollständig verbieten), desto eher werden die Kleinen genau diese Lebensmittel in sich hineinstopfen, sobald sich die Gelegenheit bietet. Auch wenn Süssigkeiten und Desserts nicht auf dem täglichen Speiseplan Ihres Babys stehen sollten, können Sie bei besonderen Anlässen ruhig mal eine Ausnahme machen.
In vielen Kulturen sind besondere Anlässe oder Feste mit bestimmtem Essen verbunden. Es ist wichtig, Ihrem Baby beizubringen, dass dieses nicht zur normalen Alltagskost gehört, sondern dem Feiertag vorbehalten bleibt. Es sind «Speisen für besondere Anlässe». Wenn Ihr Kleines sie im Zusammenhang mit diesem festlichen Ereignis erlebt, lernt es etwas über Ihre Kultur. Halten Sie auch hier an den Prinzipien des «Responsive Parenting» fest, indem Sie Ihr Kind nicht zwingen diese Speisen für besondere Anlässe zu essen. Versuchen Sie, entspannt zu bleiben und loben Sie es auch nicht, wenn es sich zum Probieren durchringt. Indem Sie ihm z. B. klarmachen, dass es Geburtstagskuchen nur zum Geburtstag gibt, vermitteln Sie ihm die Botschaft, dass diese Dinge nicht verboten sind, sondern zu besonderen familiären oder kulturellen Anlässen gehören.
Portionsgrössen
Man überschätzt leicht, wie viel Nahrung man seinem Baby geben muss. Denken Sie daran, dass sein Bäuchlein noch klein ist und es daher bedeutend kleinere Portionen benötigt als Sie selbst. Versuchen Sie stets, deren Nährwert zu optimieren.
Quellen
Nicklaus S. Complementary feeding strategies to facilitate acceptance of fruits and vegetables: A narrative review of the literature. Int J Environ Res Public Health 2016; 13(11):1160; doi: 10.3390/ijerph13111160.
Shelov SP & Altmann TR (Eds.). (2009). American Academy of Pediatrics. The complete and authoritative guide Caring for your baby and young child birth to age 5 (5th ed.). USA: Bantam Books.
Last revised: March, 2018