Ist die geteilte Betreuung das Modell der Zukunft?
Beide Partner verbringen gleich viel Zeit mit den Kindern. Beide Elternteile erledigen zu gleichen Teilen den Haushalt. Der Mental Load wird fair aufgeteilt. Das Modell der geteilten Familienarbeit klingt für viele nach einem schönen Traum – aber ist er wirklich unerreichbar? Erfahre, in welchen Ländern sich Eltern die Care-Arbeit teilen, und was andere davon abhält. Vielleicht ein guter Anlass zu schauen, wie ihr euer Familienleben gleichberechtigter gestalten könnt?
Was versteht man unter „Equal Care“?
Wenn sich beide Partner die Verantwortung für Kindererziehung, Haushalt, Alltagsorganisation und Erwerbstätigkeit teilen und sich darüber hinaus gegenseitig freie Zeiten ermöglichen, spricht man von „Equal Care“ – oder auch geteilter Betreuung.
Da sich moderne Väter zunehmend vom traditionellen Rollenbild entfernen, setzt sich die gleichberechtigte Aufteilung elterlicher Pflichten auf beide Partner in vielen Ländern immer mehr durch. So sind 62 % der weltweit befragten Eltern der Ansicht, dass sich Väter heute stärker in die Kindererziehung einbringen als frühere Generationen.
Natürlich sind Mütter und Väter nicht die Einzigen, die elterliche Pflichten übernehmen können. Sich ändernde Familienstrukturen könnten zu einer weiteren Verteilung elterlicher Pflichten beitragen, wenn beispielsweise Kinder in Mehrgenerationen-Haushalten oder in Regenbogenfamilien mit mehr als zwei Elternteilen aufwachsen.
Welche Vorteile hat es, wenn beide Elternteile gleich viel Zeit mit den Kindern verbringen?
Wenn du in einer Partnerschaft lebst, ist einer der größten Vorteile der geteilten Familienarbeit, dass ihr beide gleich viel Qualitätszeit mit euren Kindern verbringt. So könnt ihr jeden Tag aus nächster Nähe miterleben, wie sie größer werden und sich weiterentwickeln. Außerdem habt ihr beide die Möglichkeit, eure Karriere voranzubringen, und die finanzielle Verantwortung lastet nicht allein auf einem Partner. Ein Beispiel: In Chile, wo mehr als die Hälfte (52 %) der Eltern angeben, sich die Elternpflichten zu teilen, wächst der Anteil berufstätiger Mütter stetig weiter.
Doch damit nicht genug der Vorteile des geteilten Modells: Stell dir vor, nie mehr mit deinem Partner diskutieren zu müssen, wer das Abendessen zubereitet oder das Bad putzt, weil sich beide für alle Aufgaben zuständig fühlen. Es ist ein tolles Gefühl, zu sehen, was ihr als „Dream Team“ alles bewältigen könnt, und du fühlst dich weniger einsam. Tatsächlich ist der Anteil an Müttern, die sich in den ersten Monaten nach der Geburt einsam fühlten, mit 20 % in Spanien im weltweiten Vergleich am niedrigsten. Sicher kein Zufall, dass dort 64 % der Eltern das geteilte Modell leben.
Warum findet „Equal Care“ nicht überall auf der Welt statt?
Warum leben bei der Fülle an Vorteilen nicht alle Familien das geteilte Modell? Hierfür dürfte eine Kombination aus praktischen Gründen und kulturellen Normen verantwortlich sein. So haben Väter in Mexiko, wo die Kinderbetreuung traditionell immer noch von den Frauen übernommen wird, nur Anspruch auf fünf Tage Vaterschaftsurlaub, was sie von vornherein daran hindert, sich an der Erziehung zu beteiligen. Dies steht im Kontrast zu Deutschland, wo Väter Anspruch auf eine deutlich längere Elternzeit haben. Doch auch hierzulande nutzt nur die Hälfte der Väter diese Möglichkeit – und wenn, dann oft nur für einen Zeitraum von zwei Monaten, während die meisten Mütter 12 Monate Elternzeit nehmen. Das zeigt, dass Kindererziehung und Haushalt trotz positiver Entwicklungen mit dem Ziel der stärkeren Einbindung von Vätern nach wie vor als „Frauen-Domäne“ angesehen werden.
In Rumänien herrscht noch immer das traditionelle Rollenbild mit dem Mann als Brotverdiener und der Frau als Hausfrau und Mutter vor. Dies zeigte sich auch in den Umfrageergebnissen: Eltern sehen dort im Vergleich zu früheren Generationen keine Verbesserung bei der Aufteilung der Elternaufgaben. Die Hälfte der Mütter ist sogar der Auffassung, dass sich ihre Partner noch weniger einbringen!
Hinzu kommt die unterschiedliche Wahrnehmung der Geschlechter. Laut einer neuen globalen Analyse von Daten aus 16 Ländern ist die Hälfte (47 %) der Väter der Ansicht, dass sie Elternaufgaben zu gleichen Teilen übernehmen, während diese Meinung nur 30 % der Mütter teilen.
Die geteilte Betreuung – ein Blick in die Zukunft
Obwohl sich immer mehr Eltern die Kindererziehung teilen, geben weltweit weniger als die Hälfte (49 %) der Eltern an, elterliche Aufgaben zu gleichen Teilen zu übernehmen. Es besteht große Einigkeit darüber, dass die Hauptverantwortung noch immer bei den Frauen liegt – hier gibt es also noch großes Verbesserungspotenzial!
Haben Sie das Gefühl, dass es in Ihrer elterlichen Partnerschaft ein Ungleichgewicht gibt? Holen Sie sich Tipps für neue Väter.
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Quellen
http://equallysharedparenting.com/WhatIs.htm (abgerufen im Juni 2022)
The Parenting Index, Erste Ausgabe 2021, theparentingindex.com
Zuletzt überarbeitet: Juni 2022